VirtualBox: Datum und Uhrzeit ändern

Wer die Zeit in einem Gast-System von VirtualBox umstellen möchte, erlebt mit der Standardeinstellung typischerweise folgendes: Stellt man die Uhr von dem in der VirtualBox gestarteten Betriebssystem um, springt Datum und Uhrzeit kurz darauf wieder auf den ursprünglichen Zustand zurück.

Schuld daran ist die automatische Zeit-Synchronisation mit dem Host-System. Das heißt, per Default wird immer automatisch die Uhrzeit des Host-Computers für die virtuelle Maschine übernommen. Was kann man aber tun, wenn man die virtuelle Maschine mit einem anderen Datum oder einer anderen Uhrzeit als das Host-System laufen lassen möchte?

Wir haben dafür zwei Möglichkeiten und sollten außerdem die unter "Wichtige Voraussetzungen" aufgeführten Punkte beachten:

• Einstellungen über die Konfigurationsdatei ändern
• Einstellungen über die Kommandozeile ändern
• Wichtige Voraussetzungen

Einstellungen über die Konfigurationsdatei ändern

Jede virtuelle Maschine hat zwei Konfigurationsdateien, in denen die Einstellungen zu dieser Maschine hinterlegt sind. Man findet diese Dateien in dem Ordner, in dem man die virtuelle Maschine und auch das Abbild der Festplatte der virtuellen Maschine gespeichert hat.

Am einfachsten finden Sie diesen Ordner, wenn Sie in VirtualBox mit der rechten Maustaste auf die betreffende virtuelle Maschine in der Liste auf der linken Seite des Hauptfensters klicken und anschließend "Im Explorer zeigen" aus dem Kontextmenü wählen (Alternativ geht es auch über das Menü "Maschine" > "Im Explorer zeigen" wenn die zu ändernde virtuelle Maschine gerade ausgewählt ist).

• Der Pfad zum Ordner kann zum Beispiel "C:\Users\<Names des Nutzers>\VirtualBox VMs\<Name der virtuellen Maschine>", "C:\Documents and Settings\<Name des Nutzers>\.VirtualBox\Machines\", "C:\Users\<Name des Nutzers>\.VirtualBox\Machines\<Name der virtuellen Maschine>" oder auch jedes andere benutzerdefinierte Verzeichnis sein.

Die Dateien sind im XML-Format aufgebaut und haben die Dateiendung .vbox sowie .vbox-prev. Der Name vor der Dateiendung entspricht dem Namen der jeweiligen virtuellen Maschine. Also zum Beispiel "<Name der virtuellen Maschine>.vbox" und "<Name der virtuellen Maschine>.vbox-prev".

Wenn man die Dateien in einem Texteditor öffnet, kann man im Abschnitt "<ExtraData>" folgenden Eintrag hinzufügen beziehungsweise ändern, damit die Zeit nicht mehr von dem Host-System übernommen wird:

<ExtraDataItem name="VBoxInternal/Devices/VMMDev/0/Config/GetHostTimeDisabled" value="1"/>

Steht "value" auf "0", wird die Zeit synchronisiert, steht "value" auf "1", findet keine Synchronisierung mit dem Host-System statt.

Um den automatischen Zeitabgleich zukünftig zu unterbinden müssen wir diesen Wert entsprechend in beiden Dateien auf 0 setzen und dir Dateien anschließend abspeichern.

Einstellungen über die Kommandozeile ändern

Anstatt die XML-Konfigurationsdateien manuell über einen Editor zu ändern, lassen sich die nötigen Änderungen auch über die Kommandozeile durchführen. Dazu gibt man einfach den folgenden Befehl über das Terminal ein:

VBoxManage setextradata "<VM Name>" "VBoxInternal/Devices/VMMDev/0/Config/GetHostTimeDisabled" "1"

Der Name der virtuellen Maschine, die man ändern möchte, ist natürlich entsprechend in dem Befehl an der Stelle von "<VM Name>" einzusetzen.

Das Tool VBoxManage befindet sich im Installationsordner von VirtualBox. Man muss also den Befehl entweder direkt in diesem Installationsordner ausführen oder den vollen Pfad zu VBoxManage angeben damit es funktioniert und das Programm gefunden wird und aufgerufen werden kann.

Standardmäßig installiert sich VirtualBox im Ordner "C:\Program Files\Oracle\VirtualBox" unter Windows. Ein Aufruf mit vollem Pfad unter Verwendung dieser Standardinstallation könnte also folgendermaßen aussehen:

"C:\Program Files\Oracle\VirtualBox\VBoxManage.exe" setextradata "Meine Virtuelle Maschine" "VBoxInternal/Devices/VMMDev/0/Config/GetHostTimeDisabled" "1"

Enthält der Name Ihrer virtuellen Maschine Leerzeichen, ist es es wichtig daran zu denken, nicht zu vergessen, den Namen der VM in Anführungszeichen zu setzen. Das gleiche gilt für den Pfad von VBoxManage.exe, da der Ordner "Progam Files" ein Leerzeichen in seinem Namen enthält.

Wichtige Voraussetzungen

Zweifelsohne ist die wichtigste Voraussetzung für das Gelingen der Umstellung des Datums und der Uhrzeit die in den letzten Abschnitten beschriebene Änderung der Konfigurationsdateien. Damit es jedoch auch dauerhaft funktioniert und uns die eingestellte Zeit erhalten bleibt, müssen wir (unabhängig von unserer gewählten Methode der Konfigurationsänderung) zwei wichtige Dinge beachten:

• Einerseits müssen wir VirtualBox beenden bevor wir Änderungen an den Konfigurationsdateien vornehmen (nicht nur die virtuelle Maschine, die wir ändern möchten, sondern das ganze Programm),
• andererseits müssen wir dafür sorgen, dass eine mögliche automatische Zeitsynchronisation im Gast-System nicht aktiv ist.

Näheres zu diesen beiden Punkten schauen wir uns detailliert in den nächsten beiden Abschnitten an.

Wichtig: VirtualBox vorher beenden

Die Einstellungen der virtuellen Maschinen werden von VirtualBox beim Programmstart eingelesen und bei Beendigung des Programms gespeichert. Daher sollten Änderungen an der Konfiguration nur durchgeführt werden, wenn sowohl alle virtuellen Maschinen geschlossen sind als auch das Programm VirtualBox selber beendet ist.

Ansonsten werden die Änderungen gar nicht erst aktiv oder sogar direkt wieder mit dem nächsten Programmende überschrieben.

Wichtig: Automatische Zeitsynchronisation deaktivieren

Viele Betriebsysteme haben eine eingebaute Funktion, die das Datum und die Uhrzeit des Systems automatisch mit dem Internet synchronisieren. Ist diese Option aktiv, kann dies dazu führen, dass unser Gastsystem zwar mit unserer gewünschten von der Normalzeit abweichenden Zeit startet, jedoch plötzlich und unerwartet auf die richtige Uhrzeit umstellt.

Das perfide daran: Einige dieser Synchronisationsfunktionen prüfen die Zeit nicht regelmäßig (zum Beispiel immer beim Starten des Systems) sondern lediglich immer mal wieder zwischendurch. Eine solche Zeit-Überprüfung kann also zum Beispiel vielleicht auch erst nach dem zweiten oder dritten Starten der virtuellen Maschine auftreten (insbesondere dann, wenn man die virtuellen Maschinen nicht lange laufen lässt). Dies kann dazu führen, dass diese "Richtigstellung" nicht sofort auffällt und uns so in unerwartete Schwierigkeiten führt. Es droht also nicht nur die Synchronisation mit dem Hostsystem, sondern auch die Synchronisation mit dem Internet. Wir müssen also immer beides auf dem Schirm haben.

Aus diesem Grund sollten Sie - sofern Ihre virtuelle Maschine an das Internet darf und Sie eine benutzerdefinierte Zeit verwenden möchten - die automatische Zeitsynchronisation immer deaktivieren beziehungsweise überprüfen, ob sie aktiv ist.

Wo sich die automatische Zeitsynchronisation konfigurieren lässt, ist natürlich abhängig vom verwendeten Betriebssystem und der Version des Systems. Im folgenden möchten wir uns das Procedere für Windows, Linux und den Mac ansehen:

• Auf den meisten Windows-Systemen können Sie einfach auf die Uhr in der Task-Leiste klicken. Wenn Sie diesen Klick mit der rechten Maustaste durchführen, gehen Sie anschließend auf "Datum/Uhrzeit ändern", wenn Sie dagegen mit der linken Maustaste klicken auf "Datum- und Uhrzeiteistellungen ändern" (die zweite Variante gibt es nicht in allen Windows-Versionen). Alternativ können Sie auch in der Systemsteuerung unter "Zeit, Sprache und Region" oder "Uhr(zeit) und Region" auf "Datum und Uhrzeit festlegen" klicken. In dem sich öffnenden Dialog gehen Sie auf den Reiter "Internetzeit". Wenn die Option aktiv ist, steht hier zum Beispiel "Der Computer ist so eingestellt, dass er automatisch mit time.windows.com synchronisiert wird". Um die Synchronisation zu deaktivieren, klicken wir auf den Button "Einstellungen ändern" und deaktivieren die Option "Mit einem Internetzeitserver synchronisieren". An dieser Stelle lässt sich außerdem der Server auswählen und mit "Jetzt aktualisieren" eine Aktualisierung der Zeit durchführen.
• Auf dem Mac mit einem der Betriebssysteme macOS oder Mac OS X beginnt es wie so oft über das Menü mit dem Apfel-Symbol ganz links in der Funktionsleiste an der oberen Bildschirmkante. Aus diesem Menü wählen Sie den Eintrag "Systemeinstellungen". Es öffnet sich ein Fenster mit allen Einstellungen, aus denen Sie den Eintrag "Datum & Uhrzeit" anklicken. Anschließend öffnen sich die Zeit-Einstellungen mit den drei Reitern "Datum & Uhrzeit", "Zeitzone" und "Uhr". Uns interessiert nur der Reiter "Datum & Uhrzeit", auf dem wir direkt ganz oben die Einstellung "Zeit und Datum automatisch einstellen" finden sowie die Möglichkeit (wie bei Windows) einen Server wie time.apple.com, time.euro.apple.com oder time.asia.apple.com für die Synchronisation auszuwählen. Um diese Synchronisation zu deaktivieren, müssen wir einfach nur den Haken vor "Zeit und Datum automatisch einstellen" entfernen. Möglicherweise kann die Checkbox dieser Option auch ausgegraut sein. Gesteuert wird dies durch das kleine Vorhängeschloss an der Unterseite des Fensters, das den Titel "Zum Bearbeiten auf der Schloss klicken" trägt. Tun wir dies, müssen wir zunächst unser Passwort eingeben. Anschließend öffnet sich das Schloss und damit die Möglichkeit, die Option zur Aktivierung oder Deaktivierung der Synchronisation zu bearbeiten (die Checkbox erhält ihre Farbe zurück und lässt sich somit genauso wie die Drop-Down-Box daneben bedienen). Das Vorhängeschloss trägt anschließend den Titel "Klicken Sie auf das Schloss, um Änderungen zu verhindern". Tun wir dies abermals, können wir unsere Einstellungen wieder vor unerwünschten Änderungen anderer Nutzer schützen.
• Falls Ihr Gast-System ein Linux-System ist, kann es aufgrund der Vielzahl von verschiedenen Linux-Distributionen und unterschiedlichen Oberflächen des Betriebssystems, mehrere Orte geben, an denen sich die Einstellungen für die Zeitsynchronisation verstecken könnten - für den Fall, dass man sie überhaupt konfigurieren kann. In Ubuntu, der aktuell beliebtesten und am weitesten verbreiteten Linux-Distribution können wir folgendermaßen vorgehen: Zunächst klicken wir an der oberen Bildschirmkante ganz auf der rechten Seite auf das Zahnrad-Symbol. Es öffnet sich ein Menü, in dem wir den Eintrag "Systemeinstellungen" anklicken. In dem sich öffnenden Fenster klicken Sie anschließend auf "Zeit und Datum". Danach sehen wir unter der Weltkarte die Option "Zeit einstellen" mit den beiden Auswahlmöglichkeiten "Manuell" oder "Automatisch aus dem Internet beziehen". Die Option "Manuell" ist die Einstellung unserer Wahl, um die automatische Zeitsynchronisation zu deaktivieren. Natürlich können die Optionen in anderen Distributionen oder auch Versionen von Ubuntu einen anderen Namen haben, die Vorgehensweise sollte aber ähnlich sein.

Wenn wir unsere virtuelle Maschine gar nicht erst ins Internet lassen, können wir uns diesen Schritt natürlich sparen, da VirtualBox in diesem Fall dafür sorgen wird, dass das Gast-System den Server zur Zeitsynchronisation sowieso nicht erreichen kann.